Es tut sich gerade sehr viel im Happylab Wien! Mit unserem Umzug in die neue Happylab Location und unserer offiziellen Eröffnung haben wir einen großen Meilenstein erreicht: Seit Ende März 2021 steht euch unsere Ausstattung in unserem neuen, großen Makerspace auf über 900 m2 zur Verfügung. Viele neue Maschinen sind mit uns in die Schönngasse eingezogen und wir arbeiten gerade mit Hochdruck daran, unsere neuen Holz- und Metallwerkstätten für euch in Betrieb zu nehmen.
Doch die Erweiterung unseres Maschinenparks ist nur ein Teil unseres Projekts mit dem klingenden Namen “Happylab Innovation Cluster”, das in den nächsten vier Jahren vom Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort, FFG und Wirtschaftsagentur Wien unterstützt wird. Das Projekt ist über mehrere Jahre von uns konzipiert worden und wir freuen uns sehr darauf, unsere Pläne in den nächsten Jahren umzusetzen. Welche Ideen, Ziele und Maßnahmen dahinterstecken? Das wollen wir euch in diesem Blogpost zeigen!
Wie alles begann...
Die Makerszene ist schon eine ganze Weile unser Betätigungsfeld. Unsere Geschichte beginnt im Jahr 2004. Damals arbeiteten Karim und ich an eigenen Forschungsprojekten, konkret an einem vollautomatisierten Segelboot (Roboat), das unter anderem die vom Aussterben bedrohte Schweinswalpopulation in der Ostsee erforschte.
Für unsere Projekte hatten wir damals Bedarf an computergesteuerten Fabrikationsmaschinen, die uns damals in ganz Österreich nirgends zugänglich waren. So legten wir uns nach und nach eigene Geräte zu - zuerst eine kleine Fräse und Elektronikwerkzeuge, später einen Laser Cutter. Es dauerte nicht lang, bis sich Menschen aus ganz anderen Bereichen mit ihren eigenen Ideen bei uns meldeten und die Maschinen für ihre Projekte nutzen wollten. Schnell kam die Idee auf, unsere eigene kleine Werkstatt für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen und auch anderen Menschen die Möglichkeit zu geben, ihre Ideen mit CNC-Fräse, Laser Cutter & Co. zu verwirklichen.
Ohne es zu wissen gründeten wir damals den ersten Makerspace im deutschsprachigen Raum. Das erste Happylab öffnete am 7. Oktober 2006 in einem Kellerlokal im 20. Bezirk seine Türen für die Öffentlichkeit. Seitdem wuchs unsere Community und einige Jahre später, im November 2010, zogen wir mit unserem Makerspace in neue größere, Räumlichkeiten im 2. Bezirk. Das Happylab wurde zur ersten Anlaufstelle für Hobbybastler*innen, die ihre Projekte mit 3D-Drucker, Laser Cutter & Co umsetzen wollen, aber auch für Start-ups, die an Produktideen feilen und erste Prototypen bauen möchten.
Maker to Market: Die Makerszene entwickelt sich weiter
Seit unseren Anfängen im Jahr 2004 hat sich in der Makerszene natürlich einiges verändert. Wir verfolgen diese Entwicklungen laufend und sind ständig in engem Kontakt mit unseren Kolleg*innen in der internationalen Makerszene. Viele Expert*innen beobachten in den letzten Jahren eine Entwicklung hin zur Professionalisierung in Makerspaces (“Maker to Market”): Immer mehr Maker spielen mit dem Gedanken, sich mit ihren eigenen Ideen selbstständig zu machen. Zu diesem Ergebnis kam z.B. auch Prof. Anne Bergner (siehe Grafik) in ihrer Studie im Rahmen der Make Munich 2016. Auch im Happylab hat schon die eine oder andere Erfolgsgeschichte ihre Anfang genommen. Unter vielen spannenden Projekten ist hier z.B. das WADI zu nennen, ein Gerät zur Desinfektion von Trinkwasser mittels UV-Strahlung, dessen erster Prototyp von einem Gründerteam HELIOZ im Happylab entwickelt wurden.
Wir sehen diese Entwicklung als großes Innovationspotenzial für die Gesellschaft. In Zukunft wollen wir noch viel mehr - durchaus auch verrückten - Ideen zur Umsetzung verhelfen. Gleichzeitig haben wir in den letzten Jahren gemerkt, dass es in der bestehenden Infrastruktur an Makerspaces und offenen Werkstätten eine große Lücke im Bereich der Möglichkeiten zur Professionalisierung gibt. Ab einem gewissen Professionalisierungsgrad stoßen Nutzer*innen schnell an ihre Grenzen. Der fehlende Zugang zu professionellerem Equipment und fehlende Beratungsangebote zu unternehmerischen Fragestellungen werden uns häufig als Gründe genannt, warum Nutzer*innen ihre Projekte nicht weiterverfolgen.
In einer Bedarfsstudie im Sommer 2019 wurde unsere Annahme bestätigt: Viele Maker vermissen in der bestehenden Infrastruktur in Wien und Umgebung Möglichkeiten zur Metall- und Holzbearbeitung, weiterführende Beratungsangebote und einen Co-Working-Space mit direktem Anschluss zu einer Prototyping-Werkstatt. Diese Lücke wollen wir mit dem “Happylab Innovation Cluster” schließen.
Die “Happylab-Zwiebel”
Auf Basis der Ergebnisse unserer Umfrage, bei der rund 400 Maker aus der Community teilnahmen, haben wir die Erweiterung unseres Angebots konzipiert und waren mit unserem Projekt in der Ausschreibung „Innovationswerkstätten“ der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) erfolgreich. Unser Ziel ist es, mit dem “Happylab Innovation Cluster” eine neue Infrastruktur zu schaffen, die den nahtlosen Übergang vom Einstieg in die Makerszene über die Unternehmensgründung zur industriellen Fertigung (“Maker Pro”) ermöglicht.
Die Erweiterung unseres Angebots lässt sich am besten anhand eines Zwiebelmodells erklären:
Happylab Core: Der Kern unseres Angebots ist und bleibt der niederschwellige Zugang zu digitalen Fertigungsmaschinen. Eine Grundausstattung an 3D-Druckern, Laser Cuttern & Co. bietet die nötige Infrastruktur, um Projekte selbst umzusetzen. In regelmäßigen Einschulungen vermitteln wir das nötige Know-How, um auch Menschen ohne Vorkenntnissen den Einstieg in den Makerspace zu erleichtern. Unser 24/7 Zugang ermöglicht Nutzer*innen ein flexibles Arbeiten an ihren Projekten.
Happylab Pro: Aufbauend auf “Happylab Core” wird unser Makerspace durch professionelles Equipment (u.A. in den Bereichen Holz- und Metallbearbeitung, Finishing) erweitert. Viele Maschinen sind bereits im Happylab angekommen und werden derzeit von uns getestet, um sie sobald wie möglich für euch in Betrieb nehmen zu können. Auch Sicherheits- und Schulungskonzepte werden gerade von unser erarbeitet. Durch die neuen Maschinen wird Produktentwicklung, Prototyping und Kleinserienfertigung unter einem Dach möglich. Ein integrierter Co-Working-Space, der voraussichtlich im September 2021 eröffnet, bietet Werkstatt, Community und Büro an einem einzigen Standort. Und durch eine Erweiterung unseres Workshop- und Consultingangebots (u.a. zu Zertifizierung, Sourcing und Design for Manufacturing) werden Gründer*innen in ihrem Entwicklungsprozess unterstützt und bestärkt. Mit diesem neuen Angebot können wir zusätzlich zu unserem bisherigen Angebot Makern, die vor der Professionalisierung stehen, und Start-ups gut bei der Entwicklung ihrer Ideen unter die Arme greifen.
Clusterpartner: Egal wieviel Platz wir hätten, wir könnten niemals alle interessanten Maschinen und Beratungsangebote bei uns im Happylab unterbringen. Es gibt viele großartige Unternehmen, die Expert*innen in ihrem hochspezialisierten Segment sind. Wir wollen mit diesen Anbietern nicht in Konkurrenz treten, sondern Synergien mit bestehenden Angeboten nutzen. Unsere Mitglieder bekommen durch unsere Kooperationen mit unseren Clusterpartnern unkompliziert Zugang zu vielen weiteren Angeboten. Dank einer Kooperation mit Austrian Standards ist es etwa ab sofort möglich, von den Arbeitsplätzen im Happylab kostenlos auf Normen und Standards zuzugreifen. Mit vielen Händlern aus dem Holz- und Metallbereich verhandeln wir gerade Rabatte für unsere Mitglieder aus. Unsere Liste an Clusterpartnern kommt demnächst online und wird nach und nach erweitert.
Outreach zu Bildungseinrichtungen: Um den Umgang mit neuen Technologien nachhaltig ind er Gesellschaft zu verankern, ist es wichtig, Bildungseinrichtungen mit ins Boot zu holen. Diesen Ziel wollen wir durch mobile Interventionen (“Mobile Maker Lab”), Aus- und Weiterbildung von Pädagog*innen und den Aufbau von Makerspaces in Schulen (“Makerspace@School”) erreichen. Junge Generationen sollen Technologiekompetenzen entwickeln und auf digitalisierte Arbeitswelten vorbereitet werden. In den kommenden Jahren werden wir daher auch mit Schulen und Einrichtungen der offenen Jugendarbeiten zusammen Projekte umsetzen.
Zielgruppen: An wen richtet sich das neue Happylab?
Bei all diesen Neuerung stellt sich jetzt vielleicht die Frage, an welche Zielgruppen sich das Happylab zukünftig richtet. Unser großes Anliegen ist es, weiterhin eine offene Werkstatt für ALLE zu sein, die an Ideen tüfteln und Projekte umsetzen möchten. Daran ändert auch die Erweiterung unseres Angebots nichts.
- Maker und Tüftler*innen finden bei uns einen niederschwelligen Einstieg in die Makerszene und können ihre Hobbyprojekte und Kleinserien im Happylab umsetzen.
- Tech Start-ups & KMU werden durch spezifische Beratungsangebote in ihrem Gründungsprozess unterstützt und können professionelle Maschinen und unseren hauseigenen Co-Working-Space für Prototyping und Kleinserienfertigung ihrer Produkte nutzen.
- Die regionale Wirtschaft wird durch Kooperationen in unser Projekt integriert. Wir nutzen Synergien mit bestehenden Anbietern, um unseren Nutzer*innen ein breites Spektrum an Angeboten zugänglich zu machen.
- Die Bildungslandschaft erreichen wir durch mobile Interventionen in Schulen und der offenen Jugendarbeit. Wir wollen digitale Fertigung nachhaltig in Schule & Lehre verankern.
- Die Eintrittsbarrieren für Frauen sollen durch gendersensible Workshopformate und die Präsenz weiblicher Role Models abgebaut werden. Wir wollen den Gender Gap in der Makerszene verringern und mehr Mädchen und Frauen für Making begeistern.
Eines steht jetzt schon fest: In nächster Zeit wird uns sicher nicht langweilig! Wir gehen die neuen Herausforderungen voller Tatendrang an und freuen uns, wenn ihr uns auf diesem Weg begleitet. Bei Fragen zu unserem Projekt, Feedback oder Kooperationsanfragen, schickt uns gerne ein E-Mail wien@happylab.at.
Makers gonna make!
Happylab Innovation Cluster wird gefördert durch