Maker Porträt: Modedesignerin Cindy Fodor über 3D-Druck und Stoffkunst

Cindy Fodor beeindruckt mit Passion und Vielseitigkeit. Ihr Werdegang ist facettenreich: von der Diplomatie hin zum Modedesign, das sie gekonnt mit innovativen Technologien wie 3D-Druck und Laserschneiden kombiniert.

Im Interview erzählt sie uns, wie sie im Happylab ihre Fähigkeiten perfektioniert und in der Distributed Design Residency 2022 neue Horizonte erkundet hat. Taucht mit uns ein in die Welt einer Makerin, die ihre Leidenschaft lebt und ihre Kreativität grenzenlos entfaltet.

 

Was macht dich zu einer Makerin? 

Cindy: Ich denke, alle, die im kreativen Bereich tätig sind, und etwas herstellen, sind Maker*innen. Auch bei mir hat sich das recht natürlich ergeben. Ich habe neben meinen alltäglichen Tätigkeiten als Designerin irgendwann angefangen, mich mit 3D-Druck und Laserschneiden zu beschäftigen. Ich wollte einfach ausprobieren, was man damit machen kann. Und das ist natürlich dann die „klassische Maker Bubble“.

Erzähl uns doch bitte ein wenig über deinen Hintergrund. 

Cindy: Ich habe Politikwissenschaften studiert, im Diplomatie-Bereich gearbeitet und dann einen Karrierewechsel in Richtung Modedesign gemacht. Obwohl mein Interesse an Mode schon immer da war. In Ungarn, wo ich herkomme, war es allerdings sehr teuer, Modedesign zu studieren. Meine Eltern meinten, ich solle lieber etwas anderes machen. Da habe ich mich dann meinen anderen Interessen gewidmet. Bei der Diplomatie kann man viel bewirken, aber es gibt immer ganz klare Grenzen. Bei der Mode kannst du mehr du selbst sein und diese Art von Freiheit schätze ich sehr.

Vor acht Jahren bin ich nach Wien gekommen, um für die UNO zu arbeiten. Nach einiger Zeit habe ich mich dann dazu entschlossen, die Modeausbildung an der Herbststraße zu beginnen.

Cindy Fodor

Seit wann arbeitest du schon im Happylab und wie hat die Mitgliedschaft deine Maker-Reise beeinflusst?

Cindy: Ich musste im Rahmen des Kollegs ein Praktikum machen und habe mich entschieden, dieses nicht bei einer Schneiderin oder Modedesignerin zu absolvieren. Das war mir irgendwie zu traditionell. Und ich weiß auch, dass man in solchen Praktika leider oft nur Hilfstätigkeiten machen darf, Kaffee kochen muss und Botendienste erledigt. Ich wollte mehr. Ich wollte viel experimentieren und lernen. Ich wollte eine Herausforderung.

Und weil ich sowieso immer 3D-Druck ausprobieren und auch in meine erste Kollektion integrieren wollte, habe ich mich beim Happylab für ein Praktikum beworben. Dort habe ich dann die Basics von 3D-Druck und Laserschneiden gelernt. Und seitdem bin ich Mitglied.

In der Zwischenzeit konnte ich mir schon ein sehr gutes Skill-Set in dem Bereich aufbauen. Ohne das Happylab und die unglaubliche Unterstützung vom Team – vor allem von Lukas – wäre das nicht möglich gewesen.

Du hast an der ersten Distributed Design Residency 2022 im Happylab teilgenommen. Wie war diese Erfahrung für dich?

Cindy: Ich konnte mich in der Residency in einem komplett neuen Bereich ausprobieren, was super war, denn ich will immer etwas Neues lernen. Mein Ziel war es, mit Biomaterialien zu experimentieren. Für mich als Designerin war es interessant, dass ich Stoffe nicht nur kaufen, sondern auch wirklich selbst herstellen kann.

Ein Teil des Distributed Design Programmes ist auch, dass man durch eine Förderung zu einem Wissensaustausch ins Ausland fahren kann. Ich war in Mailand und habe mich dort mit ein paar Professorinnen getroffen und ihre Workshops besucht.

In der Residency habe ich über 200 Biomaterialien-Samples erstellt und ein Cookbook gemacht.

Welche Projekte setzt du um? Was interessiert dich besonders?

Cindy: Ich bin wie gesagt gerne offen für neue Sachen. Derzeit habe ich gerade ein paar Kooperationen mit Künstler*innen, die auch mir wieder einen anderen Bereich eröffnen. Zum Beispiel mit einem Street Artist – er wird mit mir gemeinsam ein Design erstellen, bei dem ich auch wieder 3D-Druck verwende. Grundsätzlich mag ich diese Art von Zusammenarbeit sehr, weil ich immer etwas dazulernen kann.

Wie lassen sich moderne Technologien wie 3D-Druck im Modedesign integrieren?

Cindy: Bei mir ist speziell, dass ich versuche, mit diesen Technologien ein Design zu erstellen, wodurch das Kleidungsstück mit dem Körper mitschwingt. So wird es lebendiger und der Platz rund um den Körper wird genutzt.

Der Vorgang ist so, dass ich auf Stoffe drucke. Es gibt also ein Design, das gedruckt wird. Der Druck wird gestartet, dann kommt ein Stoff dazwischen und es druckt weiter. Es wird also „in den Stoff hineingedruckt“. Dadurch entsteht ein Design, das sich mit dem Körper mitbewegt.

Beim Lasercutten ist es so, dass kleine Applikationen entstehen. Durch meine Zusammenstellung der Einzelteile entsteht dann wieder eine dreidimensionale Form.

Gibt es ein Design/ein Projekt, worauf du besonders stolz bist?

Cindy: Ja, auf ein Kleid von mir namens Desmidiea aus meiner ersten Kollektion Enigma. Vor allem deshalb, weil es extrem viel Arbeit war. Es ist ein Abendkleid mit integrierten 3D-gedruckten Teilen. Es sind mehr als 400 Stück, die ich alle einzeln positionieren musste. Diese 3D-Formen wurden auf Tüllstoffen aufgedruckt und in kurvigen Linienformen zwischen den Stoffteilen eingesetzt. Durch die Bewegungen beim Tragen wirkt das Kleid sehr lebendig.

Alleine das Drucken hat in etwa 1,5 Wochen gedauert. Da habe ich viel Zeit im Happylab verbracht. Zum ersten Mal habe ich es dann auf der Vienna Fashion Week präsentiert.
 
Welche Geräte im Happylab benutzt du vor allem?

Cindy: Sehr intensiv nutze ich die 3D-Drucker und die Lasercutter. Die Nähmaschine könnte ich auch nutzen, aber die habe ich natürlich selbst zu Hause. Seit einiger Zeit nehme ich mir schon vor, auch mal den Metall-Lasercutter auszuprobieren. Aber ich bin leider noch nicht dazugekommen.

Du bietest auch Workshops an. Worum geht es dabei?

Cindy: Ich halte Biomaterialien Workshops. Nach der Distributed Design Residnecy habe ich ein Kursformat entwickelt, weil ich mein Wissen unbedingt weitergeben wollte.

Es geht dabei aber nicht nur darum, mit den Materialien zu experimentieren, sondern den Leuten auch zu zeigen, dass es nicht immer nur der gekaufte Stoff sein muss. Es ist für jede und jeden möglich, eigene Materialien herzustellen. Es geht also auch um ein Hinterfragen und ein Bewusstsein über den Herstellungsprozess.

In den Workshops erzähle ich den Teilnehmer*innen, wie es funktioniert, diese eigenen Materialien herzustellen und wir experimentieren auch und es entstehen meist so 2 bis 3 Samples, die sie auch mit nach Hause nehmen können.

Im April habe ich auch zwei Workshops bei der Fashion Revolution Week gehalten. Und am 3.Juni wird der Workshop "Bioplastik-Stoffe selbst erstellen" im Happylab stattfinden.

Wie planst du deine Projekte?

Cindy: Planen ist bei mir immer ein bisschen schwierig. Die Präsentation meiner nächsten Kollektion wird im Jänner 2025 sein. Dafür muss ich natürlich schon vorausplanen. Aber ich nutze auch oft Möglichkeiten, die sich spontan auftun. Das ist toll, aber auch gleichzeitig herausfordernd. Struktur zu finden, ist nicht immer leicht.

Hast du Tipps für angehende Designer*innen und Maker*innen?

Cindy: Neugierig bleiben und immer alles, was neu ist, ausprobieren! Und keine Angst davor haben, für sein Recht einzustehen. Gerade in der Designwelt ist es oft der Fall, dass Praktika unbezahlt sind. Das ist einfach nicht in Ordnung. Ich werde das bei meinen Praktikant*innen definitiv nicht so machen.

Wie schauen deine Pläne für die Zukunft aus?

Cindy: Im Juni wird es meine erste Solo-Ausstellung geben. Ich kreiere dafür Designs aus Biomaterialien, die duften. Dafür kooperiere ich mit einem Parfum Label aus Wien.

Und danach widme ich mich ganz meiner nächsten Kollektion. Aber wer weiß, was sich dazwischen noch auftut. Ich bin ja immer offen für Neues.

Herzlichen Dank für das interessante Gespräch und alles Gute für deine weiteren Projekte!